Dieses Archiv umfasst über 150 Negative eines unbekannten deutschen Fotografen, der an der «Schlacht um Frankreich» (10. Mai bis 25. Juni 1940) teilgenommen hatte. Alle Bilder wurden auf deutschem Schwarzweißfilm Agfa Isopan F (35 mm) aufgenommen. Die Negative waren auch nach über 80 Jahren noch in gutem Zustand und wurden in einer Kartonfolienhülle aufbewahrt.
Die Bilder zeigen die rasante Invasion Frankreichs durch die nationalsozialistische deutsche Armee: zerstörte französische Panzer, tote und sich ergebende französische Soldaten sowie die Ruinen zerstörter Städte. Unter anderem zeigen die Bilder den Alltag deutscher Soldaten: Rasten, Essen, Truppenkonzentration und die Bewegung bewaffneter Konvois. Einige der Negative wurden offenbar vom Heck eines Militärfahrzeugs aus aufgenommen. Mehrere Dutzend Negative zeigen Fotografien aus Paris, der Hauptstadt Frankreichs, die kampflos übergeben wurde. Paris hatte für deutsche Soldaten eine sehr wichtige Bedeutung – es war ein Symbol des Sieges und der Unzerstörbarkeit des Reiches. Der Fotograf hatte offensichtlich Erfahrung in der Fotografie, denn die Bilder sind sehr gekonnt gerahmt und aus der Perspektive des eingefangenen Moments nahezu perfekt. Diese Fotos aus dem besetzten Paris wirken wie ein französischer Schwarz-Weiß-Film. Besichtigungen von Versailles, Montmartre, der Opéra National, dem Eiffelturm, der Kathedrale Notre Dame, dem Place de la Concorde, dem Grabmal des unbekannten Soldaten des Ersten Weltkriegs, Mahlzeiten in Cafés und Restaurants sowie das vielfältige Straßenleben der besetzten französischen Hauptstadt. All diese Aufnahmen sind wertvolle historische Zeugen der Kriegszeit.
Die „Schlacht um Frankreich“, auch Sechswochenkrieg genannt, war eine Militäroperation der Achsenmächte in Westeuropa von Mai bis Juni 1940, die zur Niederlage der französischen, belgischen und niederländischen Streitkräfte und zur Evakuierung des britischen Expeditionskorps aus Frankreich führte und die Vorherrschaft Deutschlands und seiner Verbündeten in Europa sicherte. Am 10. Mai 1940 starteten deutsche Truppen eine Offensive gegen Frankreich, das Deutschland am 3. September 1939 mit dem Einmarsch Deutschlands in Polen den Krieg erklärt hatte. Der Weg der deutschen Streitkräfte nach Frankreich führte durch Belgien und die Niederlande, die als erste Opfer der Aggression wurden. Die deutschen Truppen nahmen diese schnell ein und griffen später über die Ardennen an, wurden besiegt und zur Evakuierung auf die Britischen Inseln gezwungen, wo sie den französischen Truppen und dem britischen Expeditionskorps zu Hilfe kamen.
Am 5. Juni starteten deutsche Truppen (130 Divisionen der Heeresgruppen A und B) die Operation „Fall Rot“. Nachdem sie den hartnäckigen Widerstand der französischen Truppen (71 Divisionen) gebrochen hatten, drangen die deutschen Truppen tief ins Land ein. Infolge der deutschen Offensive, die die Taktik des Blitzkriegs anwandte, wurden die alliierten und französischen Truppen besiegt. Am 10. Juni verließ die französische Regierung Paris in Richtung Bordeaux. Am selben Tag, dem 10. Juni, erklärte Italien Frankreich den Krieg. Am 14. Juni wurde Paris kampflos übergeben. Die französische Regierung unter Marschall A. F. Pétain beschloss die Kapitulation vor Deutschland, die am 22. Juni 1940 in Compiègne unterzeichnet wurde (Waffenstillstand von Compiègne). Am 24. Juni wurde in Villa Inchesa (nahe Rom) die Kapitulationsakte Frankreichs an Italien unterzeichnet. Der größte Teil Frankreichs wurde von nationalsozialistischen deutschen Truppen besetzt. Die Verluste der französischen Truppen beliefen sich auf 84.000 Tote und 1,5 Millionen Gefangene. Die deutschen Truppen verloren etwa 44.000 Tote und Vermisste sowie über 111.000 Verwundete.