
Nach dem ersten Bericht über den Pz.Kpfw. IV aus den Jahren 1940–1942, der auf erbeuteten frühen Modellen basierte, hatten die Briten keine gute Meinung vom deutschen mittleren Panzer. Der Pz.Kpfw. IV verfügte weder über eine beeindruckende Panzerung noch über beeindruckende Bewaffnung und Einsatzeigenschaften. Im weiteren Kriegsverlauf hatten die Deutschen jedoch noch einen Trumpf im Ärmel, der einen großen, schwachen und unhandlichen Panzer in einen gefährlichen Gegner verwandelte – eine langläufige 75-mm-Kanone.
Die „Vier“ kehrt zurück
Die Briten wurden im Sommer 1942 erstmals auf den deutschen Panzer mit einer neuen Waffe aufmerksam. Ein technischer Bericht vom 27. Juli lautete kurz und bündig:
Die neue Pz.Kw.IV-Kanone trägt die Bezeichnung 7,5 cm Kw.K.40. Sie ersetzt die bestehende 7,5 cm Kw.K-Kurzrohrkanone. Die technischen Daten der Waffe sind unbekannt, sie wird jedoch als langläufig beschrieben. Höchstwahrscheinlich verfügt diese Waffe über ein Hochgeschwindigkeitsprojektil.
Der Bericht stellte außerdem fest, dass ähnliche Kanonen anstelle einer kurzläufigen 75-mm-Kanone in den Selbstfahrlafetten auf dem Fahrgestell des Pz.Kpfw. III verbaut wurden. Erst im Dezemberbericht wurde jedoch berichtet, dass ein Panzer mit Langkanone mit 50-mm-Frontpanzerung und 30-mm-Seitenpanzerung neu konstruiert worden sei – der Autor des Berichts war mit der Modifikation Ausf. F1 nicht vertraut, die in britischen Dokumenten selten erwähnt wurde.

Im Dezember 1942 erhielt der Panzer bereits einen neuen Index: Pz.Kpfw IV Ausf. G, wurde in den meisten Dokumenten jedoch noch unter dem alten Namen Pz.Kpfw. IV Special – „der spezielle Pz.Kpfw. IV“ – geführt. Diese Bezeichnung galt für alle Vierergeschütze mit Langrohrkanone, unabhängig von der Modifikation.
Im Dezember hatten britische Spezialisten Glück: Die 1. Panzerdivision erbeutete einen Pz.Kpfw. IV Ausf. G und schickte ihn als Weihnachtsgeschenk nach Großbritannien. Die Trophäe sollte nach einer Vorführung an das Kommando zum Testen geschickt werden, funktionierte jedoch auf mysteriöse Weise nicht mehr, bevor sie das Testgelände des Mechanical Warfare Experimental Establishment (MWEE) in Farnborough erreichte.
Britische Spezialisten wollten die neue Kanone zumindest testen, doch auch dies erwies sich aufgrund des Mangels an panzerbrechenden Granaten als unmöglich. Wie beim Pz.Kpfw. IV Ausf. D mussten sie sich mit der Inspektion des neu erbeuteten Fahrzeugs begnügen. Den Briten gelang es, eine so leistungsstarke Kanone in den Turm einzubauen, ohne diesen zu vergrößern: Die Kanone wurde so weit wie möglich nach vorne geschoben und mit einer Spezialfeder ausbalanciert.
Dies war alles andere als ideal, da der Turm sein Gleichgewicht verlor und sich der Panzer, wenn er auf einer Schräge stand, nicht mehr drehen ließ. Selbst das von den Briten eingebaute Halbgewichts-Gegengewicht ermöglichte keine einfache Turmdrehung. Die schwerere Kanone verbesserte die Arbeitsbedingungen der Besatzung offensichtlich nicht: Zwischen Schultergurt und Geschützbarriere lagen nur 40 cm und zwischen Turmmitte und Schultergurt 25 cm. Dies erleichterte die Arbeit des Kommandanten natürlich in keiner Weise.

Britische Spezialisten maßen auch die Panzerungsdicke und stellten fest, dass die Ergebnisse mit denen des Pz.Kpfw. Ausf. F1 übereinstimmten: 50 mm Frontpanzerung und 30 mm Seitenpanzerung. Die Dicke des Kampfraumdachs betrug 14 mm, die des Turmdachs 12 mm und die des Motorraums nur 10 mm. Leider konnten keine weiteren Daten erhoben werden, da sich das Fahrzeug in einem schlechten Zustand befand. Die Spezialisten hofften auf die baldige Ankunft neuer Trophäen, um weitere Daten zu sammeln, mussten jedoch lange warten.
Bekanntschaft auf den zweiten Blick
Der zweite Pz.Kpfw. IV Ausf. G wurde erst im August 1943 erbeutet und ausgeliefert. Dieses Mal befand sich das Fahrzeug jedoch in nahezu perfektem Zustand, da lediglich die Abschlepphaken beschädigt waren. Der Tachometer zeigte nur 482 km/h an, es war sogar eine Markierung für den Schienentransport mit einem Gewicht von 22.400 kg und ein rotes Kreuz als Schwerpunktmarkierung vorhanden. Alle Werkzeuge und Geräte waren ebenfalls vorhanden, mit Ausnahme der persönlichen Waffen der Besatzung und eines Nebelmittelwerfers.
Die Briten stellten fest, dass dieses zweite Fahrzeug besser verarbeitet war als sein Vorgänger, was den Eindruck erweckte, dass es sich bei der ersten Trophy um ein Vorserienfahrzeug handelte, während das zweite eher wie ein Serienfahrzeug aussah.

Zunächst untersuchten die Forscher die Kanone im Vergleich zur 5 cm Kw.K 39, die im Vergleich zur 5 cm Kw.K 38 lediglich einen längeren Lauf hatte, die 7,5 cm Kw.K 40 und die kurze 7 cm Kw.K hatten fast keine austauschbaren Teile. Es wurde festgestellt, dass die Konstruktion der Wiege und anderer Mechanismen mehr Ähnlichkeiten mit denen des Pz.Kpfw. III aufwies. Auch der bewegliche Waffenschild ähnelte dem des Pz.Kpfw. III. Die Ecken der vertikalen Aufnahme waren leicht verengt, wodurch die Kanone um bis zu 20° angehoben und um 8° geneigt werden konnte. Die vertikale Einstellung wurde durch ein Schwungrad vorgenommen, das mit der linken Hand des Richtschützen in Bewegung gesetzt wurde; jede Umdrehung des Schwungrads hob oder senkte die Kanone um 0,8°.
Der Drehmechanismus blieb weitgehend unverändert gegenüber früheren Versionen des Pz.Kpfw. IV. Die maximale Turmdrehgeschwindigkeit blieb niedrig, und obwohl das Anhalten leicht war, war es schwierig, die Waffe präzise auszurichten oder einem Ziel zu folgen. Präzises Zielen war nur möglich, wenn der Turm manuell gedreht wurde. Die Übersetzung des manuellen Drehmechanismus wurde verringert; eine volle Drehung erforderte nun 190 Schwungradumdrehungen. Der Panzer verfügte außerdem über eine Neuerung: ein Hilfsschwungrad für den Ladeschützen mit einer anderen Übersetzung, wodurch die volle Turmdrehung auf 131 Umdrehungen reduziert wurde. Allerdings war es unmöglich, den Turm allein mit dem Hilfsschwungrad zu drehen.

Wie bereits erwähnt, wurde das lange Geschützrohr durch eine Feder ausbalanciert, die am verstärkten Boden des Kampfraums ruhte. Die Feder war ihrer Aufgabe nicht vollständig gewachsen, und das Geschütz schwankte während der Fahrt stark. Nach Ansicht des Berichtsautors belastete dies den vertikalen Führungsmechanismus stark. Um das Fahrzeug zu bewegen, musste das Geschütz auf einen Stopper gesetzt werden, und der Panzer konnte während der Fahrt kaum schießen. Auch zur Turmbalance trug die Feder nicht bei. Die Briten hatten den Schwerpunkt nicht genau gemessen, dennoch war der Turm deutlich nach vorne geneigt.
Der Schütze konnte die Waffe durch Drücken eines Knopfes am Schwungrad abfeuern, das den Turm drehte. Der elektrische Abzug wurde von einer 12-Volt-Panzerbatterie gespeist, es war aber auch möglich, den Mechanismus mit einer tragbaren 4,5-Volt- oder 9-Volt-Batterie zu betreiben.
Anders als beim Pz.Kpfw. III hatte der Fahrer keine Möglichkeit, die Abmessungen der Kanone anhand der Panzerabmessungen zu erkennen, was die Briten bei einem Fahrzeug mit einer so langen Kanone erwarteten.

Die neue Maschinengewehranlage erhielt wenig Beachtung. Im Gegensatz zum Hauptgeschütz war sie nach hinten gerichtet und wurde durch einen Metallstopper ausgeglichen, den der Schütze mit dem Kopf abstützen musste. Das Maschinengewehr verfügte zwar über eine Ausgleichsfeder, diese zog es jedoch zur Seite. Die Halterung des Maschinengewehrs war anders und schwer zu bedienen, da der Griff durch einen Funksender verdeckt war.
Die Munitionsvorräte betrugen 87 Schuss für die Hauptkanone und 2.250 Schuss für die Maschinengewehre. Britische Experten kamen zu dem Schluss, dass die 16 Nester im Munitionsregal handgefertigt waren, möglicherweise sogar aus Granatenkisten. Diese zusätzlichen Kisten blockierten den ohnehin schwierigen Zugang des Fahrers zum Kampfraum. Mit der zusätzlichen Munitionsladung konnte der Panzer nur durch die Luke im Dach des Kommandoraums verlassen werden, die sich nicht öffnete, wenn der Turm nach hinten zeigte.
Der Rest des Pz.Kpfw. IV Ausf. G hat sich im Vergleich zum zuvor untersuchten Fahrzeug kaum verändert. Es wurde festgestellt, dass sich das Fahrzeug kaum vom Pz.Kpfw. IV Ausf. F unterschied. Die Liste der Hauptmerkmale dieses Fahrzeugs wurde im Bericht wiederholt: eine einzelne Frontplatte mit einer Dicke von 50 mm, neue Wartungsklappen für das Getriebe, Luken an beiden Seiten des Turms mit Doppelflügeln, neue Ketten.

Die Panzerung entsprach ebenfalls dem Niveau des Pz.Kpfw. IV Ausf. F1. Anders als bei früheren, in England untersuchten Exemplaren wurden bei diesem Fahrzeug häufig oberflächengehärtete Platten verwendet. Alle vertikalen Frontplatten sowie die Seiten der Wanne und des Turms hatten außen eine Härte von 460–520 Brinell-Einheiten und hinten von 250–280. Die Seiten des Turms waren auf eine üblichere Härte von 340–360 Einheiten gehärtet. Es gab Risse in den Schweißnähten und in der Panzerung daneben. Eine 30 mm dicke Stahlplatte wurde an die Fahrzeugfront geschweißt, wodurch sich ihre Dicke wie beim Pz.Kpfw. Aufs. E auf insgesamt 80 mm erhöhte.
Der Bericht erwähnte auch verschiedene weniger auffällige Änderungen an der Elektrik und dem Kühlsystem. Natürlich galt das Hauptaugenmerk der neuen Kanone. Das erbeutete Fahrzeug konnte am 31. März 1944 bei einer Parade in Lulworth erneut vorgeführt werden. Der Pz.Kpfw. IV nahm zusammen mit einem Tiger I und einem KW-1 an einer Schießvorführung in der Kategorie „Ausländische und fortschrittliche Panzer“ teil. In der Liste der taktischen und technischen Daten dieser Fahrzeuge wurde die Höchstgeschwindigkeit vermerkt, die aufgrund der schwereren Kanone auf 35 km/h sank.

Ein weiterer Panzer wurde erbeutet und in die USA geschickt. Es war unklar, ob es sich um eine Ausf. F2 oder Ausf. G handelte, da der Bericht PzKw IV Modell GF-2 nannte. Ende November wurde das Fahrzeug auf dem Aberdeen Proving Ground beschossen und Panzerproben mit einer Dicke von 12,2 bis 51,8 mm zur chemischen Analyse an das Labor geschickt. Wie die britischen stellten auch amerikanische Experten große Risse in den Schweißnähten und Panzerplatten fest. Wiederholtes Abschrecken nach amerikanischen Methoden auf eine Härte von 240 Brinell-Einheiten anstelle der anfänglichen 290 erhöhte den Viskositätsindex deutlich.
Auch die Qualität der Schweißnähte ließ zu wünschen übrig. Den Amerikanern zufolge war entweder ein unaufmerksamer oder unerfahrener Schweißer am Schweißen beteiligt. Die chemische Zusammensetzung der Panzerung diente als Indikator für die wirtschaftliche Lage Deutschlands: Chrom war in der Panzerung reichlich vorhanden, Nickel und Molybdän hingegen nur in geringen Mengen. Amerikanischen Wissenschaftlern zufolge ließe sich eine Panzerung ähnlicher Qualität mit deutlich weniger Legierungszusätzen herstellen. Die allgemeine Meinung amerikanischer Experten lautete: Die Qualität der deutschen Panzerung sei im Vergleich zu zuvor untersuchten Proben deutlich gesunken.
Spezialgeschütz für einen gewöhnlichen Panzer
Obwohl sich das Design des Fahrzeugs kaum von früheren Versionen des Pz.Kpfw. IV unterschied, weckte die neue Kanone großes Interesse. 1942 war sie die stärkste Panzerkanone, die die Deutschen in einem Panzer verbaut hatten, was den Briten bekannt war. Nur durch die Bestimmung der Eigenschaften der neuen Kanone war es möglich, die Wirksamkeit der Panzerung britischer Panzer für die nahe Zukunft zu beurteilen.

Das Design des TZF5f-Visiers wurde im Vergleich zum TZF5b des Pz.Kpfw. IV Ausf. D deutlich verbessert. Das monokulare 2,4-fach-Visier verfügte nun über drei Skalen: für panzerbrechende Granaten (bis 2.500 m), hochexplosive Splittergranaten (bis 3.300 m) und Unterkaliber (bis 1.500 m). Das Maschinengewehr wurde im hochexplosiven Maßstab gebaut. Das Visier wurde mit einer Antireflexbeschichtung versehen, deren Wirksamkeit jedoch nicht bewertet wurde. Der Neigungsmesser der 7,5-cm-Kw.K 40 L/43 fehlte.
Die Verfügbarkeit panzerbrechender Granaten ermöglichte es den Briten, die neue deutsche Kanone zu testen und zu bewerten. Die Kanone konnte bis zu 120 mm vertikale Panzerung durchdringen, was ausreichte, um jeden britischen Panzer zu bekämpfen, auch die schweren.
Das mit diesen Daten erstellte taktische Diagramm für den amerikanischen Sherman sah etwas beruhigender aus, da der Pz.Kpfw. IV Special die Frontpanzerung des Sherman nur auf kurze Distanz durchdringen konnte, die Frontpanzerung des Geschützschilds jedoch schon auf 200 Meter. Die übrigen Teile waren deutlich anfälliger: Die vertikalen Teile des Getriebes konnten auf 2.200 Meter durchdrungen werden, die Turmfront auf 1.830 Meter und die vertikale Seitenpanzerung konnte auch aus großer Entfernung durchdrungen werden. Die Untersuchung der beim Test der Kanone verwendeten Shermans bestätigte die Berechnungen: Panzer waren hauptsächlich an den Seiten und im Turm verwundbar.

Doch der Sherman war keineswegs schutzlos: Die amerikanischen 75-mm-Panzergranaten M61 konnten problemlos 50 mm dicke Panzerung durchschlagen. Die stärkeren britischen 6-Pfünder-Panzerabwehrkanonen, die 17-Pfünder- und die amerikanischen 76-mm-Geschütze waren sogar noch effektiver. Im Handbuch zur Panzerabwehr des Pz.Kpfw. IV Ausf. G von 1944 enthielten alle Zeilen der Tabelle mit den effektiven Feuerreichweiten den gleichen Satz: „Angreifbar ab einer Entfernung von über 2.000 Metern“. Mit der neuen Kanone waren die deutschen mittleren Panzer keine leichte Beute mehr für die alliierten Panzer, doch die Deutschen erreichten nie die Überlegenheit.