Operation Weserübung und die Besetzung Norwegens

Die deutsche Invasion Norwegens fand in der Nacht vom 8. auf den 9. April 1940 im Rahmen der Operation Weserübung unter dem Vorwand statt, Norwegen vor einer militärischen Aggression durch Großbritannien und Frankreich zu schützen. Die meisten und besten norwegischen Waffen gingen bereits in den ersten 24 Stunden verloren. Und der norwegischen Regierung, einschließlich der Königsfamilie, gelang es, Norwegen zu verlassen und eine Exilregierung zu bilden.

Der Autor dieses Archivs ist ein unbekannter deutscher Soldat einer der Gebirgsjägereinheiten der Wehrmacht, die an der Besetzung Norwegens teilnahmen und anschließend im besetzten Gebiet stationiert waren. Die meisten seiner Fotos entstanden in der  Stadt und Gemeinde Kristiansand im Süden Norwegens an der Atlantikküste. Kristiansand wurde am 9. April 1940 auch von der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe angegriffen, doch die Deutschen stießen bei Odderøya auf heftigen Widerstand der norwegischen Küstenartillerie. Bomben und Granaten trafen das Stadtzentrum und versehentlich auch den 70 Meter hohen Kirchturm der Kathedrale von Kristiansand. Der dritte Versuch, die Stadt anzugreifen, war erfolgreich, weil die deutsche Signalflagge mit der französischen Nationalflagge verwechselt wurde und dieses Missverständnis von der norwegischen Armee zu spät entdeckt wurde. Die Stadt wurde von einer deutschen Truppe von 800 Soldaten besetzt, darunter höchstwahrscheinlich auch der Fotograf.

Bilder aus diesem Archiv zeigen Wehrmachtstruppen, die durch die Straßen von Kristiansand marschieren, wo an einer Hauswand eine Werbung für „Freia“, eine der bekanntesten norwegischen Schokoladenmarken, zu sehen ist. Außerdem gibt es Porträts deutscher Soldaten im Hafen vor dem Hintergrund der Schiffe, auf der Brücke und in der Nähe des Bahnhofs. Der Fotograf hat viele Szenen aus dem Alltagsleben der Soldaten eingefangen: Dienst, Wachdienst, Bewegung, Übungen, Essen, Schlafen und so weiter. Die Fotos zeigen deutsche Soldaten bei körperlicher Ertüchtigung und Akrobatik beim freihändigen Motorradfahren und bei verschiedenen Stunts. Und natürlich gehen deutsche Gebirgsjäger Ski fahren, sobald Schnee fällt. Tatsächlich hatte die Kultur der körperlichen Ertüchtigung einen besonderen Platz in der Politik des Dritten Reichs, und das ist auf den Fotos aus diesem Archiv besonders deutlich zu sehen. Oft sind Soldaten mit Auszeichnungen für ihre sportlichen Leistungen auf ihren Uniformen zu erkennen.

Der Fotograf ist nicht unempfindlich gegenüber den erstaunlichen und für ihn offensichtlich neuen norwegischen Landschaften und Fjorden, die er oft eingefangen hat oder in denen er andere deutsche Soldaten fotografiert hat. Der Höhepunkt dieses Archivs sind die Aufnahmen der Weihnachtsfeier der deutschen Soldaten in ihren Kasernen. Die Feier begann mit einem traditionellen Festmahl mit Porträts der Angehörigen vor einem geschmückten Weihnachtsbaum und endete mit absurden Rollenspielszenen in Halbnacktheit mit Helmen auf dem Kopf und Waffen in der Hand.