Im März 1938, nach dem sogenannten „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich, begannen in vielen österreichischen Städten sofort antijüdische Maßnahmen, die sich sowohl durch systematische Diskriminierung als auch durch öffentliche Demütigung äußerten. In der Stadt Linz, der späteren „Führerstadt“ Adolf Hitlers, wurden jüdische Frauen gezwungen, sich mit Schildern öffentlich zur Schau zu stellen. Auf diesen Pappschildern standen Sätze wie: „Ich bin aus der Volksgemeinschaft ausgeschlossen worden.“
Diese Form der öffentlichen Bloßstellung war eine gezielte Maßnahme des NS-Regimes, um jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht nur gesellschaftlich zu isolieren, sondern sie auch psychologisch zu brechen. Die betroffenen Frauen wurden unter Zwang durch die Straßen geführt oder mussten an öffentlichen Plätzen stehen bleiben, während sie von Passanten beschimpft, ausgelacht oder fotografiert wurden. Viele dieser Menschen hatten zuvor ein normales Leben geführt, waren Teil des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens ihrer Stadt – bis sie durch das rassistische NS-System entrechtet wurden.
Solche Szenen waren Teil der umfassenden Propagandastrategie der Nationalsozialisten, mit der sie die jüdische Bevölkerung stigmatisierten und aus der Gesellschaft ausschlossen. Diese Ereignisse in Linz stehen exemplarisch für ähnliche Vorfälle in anderen Städten des Dritten Reiches, bei denen die Grenze zwischen staatlicher Gewalt und öffentlicher Beteiligung zunehmend verschwand.
Heute erinnern Mahnmale, Gedenkveranstaltungen und Bildungsinitiativen in Österreich an die Opfer dieser systematischen Ausgrenzung und Gewalt. Die Dokumentation dieser Geschehnisse ist ein wichtiger Bestandteil der historischen Aufarbeitung, um sicherzustellen, dass sich solche Verbrechen gegen die Menschlichkeit nie wiederholen.