Im Inneren der Hindenburg: Seltene Vintage-Fotografien zeigen, wie luxuriöse Flugreisen in den 1930er Jahren aussahen
Eine Atlantiküberquerung mit dem Luftschiff Hindenburg war in den 1930er Jahren die schnellste und luxuriöseste Art, zwischen Europa und Amerika zu reisen.
Die Inneneinrichtung der Hindenburg wurde von Fritz August Breuhaus entworfen, der unter anderem Pullman-Reisebusse, Ozeandampfer und Kriegsschiffe der deutschen Marine entworfen hatte.
Die Reformideen der radikalen Moderne in Bezug auf Kunst und Gesellschaft, wie sie beispielsweise das Bauhaus vertrat, waren Breuhaus ebenso fern wie seinen wohlhabenden Kunden.
Die Einrichtung des „ersten fliegenden Hotels der Welt“, des Zeppelin-Luftschiffs LZ 129 – besser bekannt als „Hindenburg“ –, die vollständig nach Breuhaus’ Gesamtplänen erfolgte, galt als spektakulär. Dennoch erfolgte ihre Realisierung erst Mitte der 1930er Jahre.
Das Innere der Hindenburg: die Passagierdecks
Die Passagierunterkünfte an Bord der Hindenburg befanden sich im Rumpf des Luftschiffs (im Gegensatz zur Graf Zeppelin, deren Passagierräume sich in der Schiffsgondel befanden). Die Passagierräume verteilten sich auf zwei Decks, die als „A-Deck“ und „B-Deck“ bezeichnet wurden. „
A“-Deck auf der Hindenburg
Das „A-Deck“ der Hindenburg enthielt den Speisesaal, den Salon, das Schreibzimmer, die Promenaden an Backbord und Steuerbord sowie 25 Innenkabinen mit Doppelbetten.
Die Passagierunterkünfte waren im klaren, modernen Design des Chefarchitekten Professor Fritz August Breuhaus gestaltet und – eine wesentliche Verbesserung gegenüber der unbeheizten Graf Zeppelin – wurden die Passagierbereiche auf der Hindenburg mit Umluft beheizt, die mit Wasser aus den Kühlsystemen der vorderen Triebwerke erwärmt wurde.
Speisesaal
Der Speisesaal der Hindenburg nahm die gesamte Länge der Backbordseite von Deck A ein. Er war etwa 47 Fuß lang und 13 Fuß breit und mit Gemälden auf Seidentapeten von Professor Otto Arpke geschmückt, die Szenen aus den Flügen der Graf Zeppelin nach Südamerika zeigten.
Die Tische und Stühle wurden von Professor Fritz August Breuhaus aus leichtem Aluminiumrohr entworfen und die Stühle waren rot gepolstert.
![]() |
Speisesaal des Luftschiffs Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
![]() |
Speisesaal des Luftschiffs Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
![]() |
Essen auf der Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
![]() |
Speisesaal der Hindenburg mit Hafenpromenade (Airships.net-Sammlung) |
Lounge
Auf der Steuerbordseite von Deck A befanden sich die Passagierlounge und das Schreibzimmer.
Die Lounge war etwa 34 Fuß lang und mit einem Wandgemälde von Professor Arpke geschmückt, das die Routen und Schiffe der Entdecker Ferdinand Magellan, Captain Cook, Vasco da Gama und Christoph Kolumbus, die Atlantiküberquerung von LZ-126 (USS Los Angeles), die Weltumrundung und Südamerikaüberquerungen von LZ-127 Graf Zeppelin und die Nordatlantikrouten der großen deutschen Ozeandampfer Bremen und Europa darstellte. Die Möbel, wie die im Speisezimmer, wurden von Professor Breuhaus aus leichtem Aluminium entworfen, die Stühle waren jedoch braun gepolstert. Während der Saison 1936 enthielt die Lounge einen 356 Pfund schweren Stutzflügel von Blüthner, der aus Duraluminium gefertigt und mit gelbem Schweinsleder bezogen war.
![]() |
Passagierlounge (Airships.net-Sammlung) |
Das Klavier wurde vor der Saison 1937 entfernt und war während des letzten Fluges der Hindenburg nicht an Bord.
![]() |
Passagierlounge (Airships.net-Sammlung) |
![]() |
Passagierlounge (Airships.net-Sammlung) |
![]() |
Passagierlounge im Luftschiff Hindenburg mit Promenadenfenstern. (Airships.net-Sammlung) |
Schreibzimmer
Neben der Lounge befand sich ein kleines Schreibzimmer.
![]() |
Schreibzimmer (Airships.net-Sammlung) |
Die Wände des Schreibzimmers waren mit Gemälden von Otto Arpke geschmückt, die Szenen aus aller Welt zeigten:
![]() |
Einige der Gemälde von Otto Arpke an Bord der Hindenburg |
Passagierkabinen auf der Hindenburg
Die Hindenburg wurde ursprünglich mit 25 Doppelkabinen in der Mitte von Deck A gebaut, die 50 Passagieren Platz boten. Nach der Eröffnungssaison des Schiffs im Jahr 1936 wurden auf Deck B weitere 9 Kabinen mit 20 zusätzlichen Passagieren hinzugefügt. Die Kabinen auf Deck A waren klein, aber mit den Schlafwagenabteilen der Eisenbahn jener Zeit vergleichbar. Die Kabinen maßen etwa 78 x 66 Zoll und die Wände und Türen bestanden aus einer dünnen Schicht leichten Schaumstoffs, der mit Stoff überzogen war. Die Kabinen waren in einem von drei Farbschemata dekoriert – entweder Hellblau, Grau oder Beige – und jede Kabine auf Deck A hatte eine untere Koje, die fest installiert war, und eine obere Koje, die tagsüber an die Wand geklappt werden konnte.
![]() |
Passagierkabine an Bord der Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
Jede Kabine hatte Rufknöpfe, um einen Steward oder eine Stewardess zu rufen, einen kleinen Klappschreibtisch, ein Waschbecken aus leichtem, weißem Kunststoff mit Wasserhähnen für fließend warmes und kaltes Wasser und einen kleinen, mit einem Vorhang bedeckten Schrank, in dem eine begrenzte Anzahl von Anzügen oder Kleidern aufgehängt werden konnte; andere Kleidungsstücke mussten in den Koffern aufbewahrt werden, die unter der unteren Koje verstaut werden konnten. Keine der Kabinen hatte Toiletten; Herren- und Damentoiletten gab es darunter auf Deck B sowie eine einzelne Dusche, die einen schwachen Wasserstrahl lieferte, der „eher dem aus einer Sprudelflasche“ als einer Dusche glich, so Charles Rosendahl. Da sich die Kabinen auf Deck A in der Mitte des Schiffes befanden, hatten sie keine Fenster, was Passagiere vermissten, die mit der Graf Zeppelin gereist waren und von ihren Kojen aus die Aussicht auf die vorbeiziehende Landschaft genossen hatten.
![]() |
Passagierkabine an Bord der Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
Promenaden Auf beiden Seiten des A-Decks befanden sich Promenaden mit Sitzbereichen und großen Fenstern, die während des Fluges geöffnet werden konnten.
![]() |
Steuerbordpromenade an Bord der LZ-129 Hindenburg, neben der Lounge. (Airships.net-Sammlung) |
Deck „B“ auf der Hindenburg
Deck B der Hindenburg, direkt unter Deck A gelegen, enthielt die Schiffsküche, Toiletten und Duschen für die Passagiere, die Mannschafts- und Offiziersmesse und eine Kabine des Chefstewards Heinrich Kubis (mit einer Tür zum Kielgang, der die einzige Verbindung zwischen den Passagier- und Mannschaftsräumen darstellte).
Im Winter 1936/37, als das Schiff in Frankfurt auf Liegeplatz lag, wurden in Bucht 11, direkt hinter Ring 173, zusätzliche Passagierkabinen hinzugefügt. Die neuen Kabinen hatten Fenster mit Blick nach draußen und waren etwas größer als die Kabinen auf Deck A. Das zusätzliche Gewicht dieser neuen Kabinen entstand durch die unerwartete (und unerwünschte) Notwendigkeit, das Schiff mit Wasserstoff zu betreiben, der eine größere Tragkraft hat als das Helium, für das die Hindenburg konstruiert worden war.
Das Raucherzimmer
Am überraschendsten ist vielleicht, dass es an Bord eines Wasserstoff-Luftschiffs auch ein Raucherzimmer gab. Der Raucherraum wurde auf einem höheren Druck als dem Umgebungsdruck gehalten, sodass kein austretender Wasserstoff eindringen konnte. Der Raucherraum und die dazugehörige Bar waren durch eine Doppeltür-Luftschleuse vom Rest des Schiffes getrennt. Ein elektrisches Feuerzeug war vorhanden, da an Bord keine offenen Flammen erlaubt waren. Der Raucherraum war blau gestrichen und mit dunkelblau-grauen Ledermöbeln ausgestattet. Die Wände waren mit gelbem Schweinsleder und Illustrationen von Otto Arpke dekoriert, die die Geschichte des Leichter-als-Luft-Fluges vom Montgolfier-Ballon bis zum Graf Zeppelin darstellten. An einer Seite des Raumes befand sich ein Geländer über versiegelten Fenstern, durch die die Passagiere auf das Meer oder die darunter vorbeiziehende Landschaft blicken konnten.
![]() |
Raucherzimmer an Bord der LZ-129 Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
![]() |
Raucherzimmer an Bord der LZ-129 Hindenburg (Airships.net-Sammlung) |
Der Raucherraum war möglicherweise der beliebteste öffentliche Raum auf dem Schiff, was in einer Zeit, in der so viele Menschen rauchten, nicht überraschend ist.
![]() |
Druckraucherraum an Bord der LZ-129 Hindenburg. Zu sehen ist die Tür zur Bar mit den dahinterliegenden Luftschleusentüren. (Sammlung Airships.net) |
Die Bar
Die Bar der Hindenburg war ein kleiner Vorraum zwischen dem Raucherzimmer und der Luftschleusentür, die zum Korridor auf Deck B führte. Hier servierte der Barkeeper der Hindenburg, Max Schulze, LZ-129 Frosted Cocktails (Gin und Orangensaft) und Maybach 12-Cocktails (Rezept in Vergessenheit geraten), aber noch wichtiger: Hier überwachte Schulze die Luftschleuse, um sicherzustellen, dass niemand das Raucherzimmer mit brennenden Zigaretten, Zigarren oder Pfeifen verließ. Schulze war Steward und Barkeeper an Bord der Ozeandampfer der Hamburg-Amerika-Linie gewesen und bei den Passagieren der Hindenburg sehr beliebt, auch wenn er mit einfachen amerikanischen Cocktails wie dem Manhattan überraschenderweise nicht vertraut war. Die Bar und das Raucherzimmer waren auch Schauplatz einer wilden Party auf der Jungfernfahrt der Hindenburg nach Amerika, bei der die Passagierin Pauline Charteris einen Kirschwasser-Cocktail improvisierte, nachdem auf dem Schiff der Gin für Martinis ausgegangen war.
![]() |
Hindenburg Bar (©Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Friedrichshafen) |
![]() |
Cocktails aboard the Hindenburg (©Archiv der Luftschiffbau Zeppelin GmbH, Friedrichshafen) |
Steuerwagen, Fluginstrumente und Flugsteuerung.
Ein Überblick über die Fluginstrumente und Flugsteuerung der Hindenburg.
![]() |
Hindenburg |
![]() |
Höhenruder, Höhenruderpanel und Ballastplatte |
![]() |
Hindenburgs Aufzugspanel |
![]() |
Hindenburgs Navigationsraum |
![]() |
Ernst Lehmann mit Navigationsradios |
![]() |
Haupttelefonstation Hindenburg |
Mannschaftsbereiche und Kiel
Abgesehen vom Steuerwagen befanden sich die Mannschafts- und Arbeitsbereiche an Bord der Hindenburg hauptsächlich entlang des Kiels. Dazu gehörten die Schlafräume für Offiziere und Mannschaft, der Funkraum, das Postamt, der Elektroraum, die Arbeitsräume und die Bereiche zur Handhabung der Taue für die Festmacherleinen.
Treibstoff-, Frischwasser- und Ballasttanks sowie Lagerbereiche für Fracht befanden sich ebenfalls entlang des Kiels. Der Kiel bot außerdem Zugang zu den Triebwagen und der zusätzlichen Steuer- und Andockstation im Heck. Leitern an den Ringen 62, 123,5 und 188 ermöglichten den Zugang zum axialen Laufsteg in der Schiffsmitte. Ein Abschnitt von Deck B umfasste die Küche der Hindenburg sowie separate Messebereiche für Offiziere und Mannschaft.
![]() |
Hindenburg-Funkraum |
![]() |
Elektroraum der Hindenburg |
![]() |
Hindenburg Mannschaftskojen, entlang des Kiels |
![]() |
Frachtlagerung entlang des Kiels der Hindenburg |
![]() |
Hindenburg-Galeere auf Deck B |
![]() |
Hindenburg-Galeere auf Deck B |
![]() |
B-Deck: Mannschaftsmesse mit Fotos von Hitler und Hindenburg (links); Offiziersmesse (rechts) |