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Frau outet sich nach 30 Jahren als abrosexuell….

Sexuelle Anziehung verläuft nicht bei allen Menschen geradlinig oder lebenslang gleich. Für manche verändert sie sich mit der Zeit – manchmal schleichend, manchmal deutlich. Diese Erfahrung ist weiter verbreitet, als oft angenommen, und sie hat einen Namen: Abrosexualität.

Der Begriff beschreibt Menschen, deren sexuelle Anziehung sich im Laufe ihres Lebens – oder auch in kürzeren Zeiträumen – verändert. Dabei geht es nicht um Unentschlossenheit, sondern um eine echte, erlebte Fluidität.

„Ich dachte lange, ich sei lesbisch“

Wie sich das anfühlen kann, beschreibt die britische Autorin Emma Flint in einem persönlichen Artikel, der im Juli 2024 bei Metro UK erschien. Darin schildert sie ihren rund 30-jährigen Weg zu der Erkenntnis, dass sie abrosexuell ist.

Flint, zum Zeitpunkt des Artikels 32 Jahre alt, erzählt, dass sie sich über Jahre hinweg immer wieder neu einordnete: Phasen, in denen sie sich ausschließlich zu Frauen hingezogen fühlte, wechselten mit Zeiten, in denen Männer für sie attraktiv waren – und wiederum mit Perioden, in denen sie kaum oder gar keine sexuelle Anziehung verspürte.

„Ich war mir jahrzehntelang nicht sicher, wer ich war“, schreibt sie.
„Es fühlte sich an, als würde ich auf offener See treiben. Ich hatte das Gefühl, andere zu täuschen, weil sich meine Selbstbeschreibung immer wieder änderte.“

Für Flint war das kein innerer Konflikt zwischen Optionen, sondern ein echtes Erleben von Veränderung. Erst als sie in einem Online-Forum auf den Begriff abrosexuell stieß, ergab alles Sinn.

„Endlich fühlte ich mich gesehen“, schreibt sie.

Was genau ist Abrosexualität?

Laut Healthline ist Abrosexualität eine Form sexueller Fluidität. Sie beschreibt nicht, zu welchem Geschlecht sich jemand hingezogen fühlt, sondern dass sich diese Anziehung mit der Zeit verändern kann.

Während Begriffe wie heterosexuell, homosexuell, bisexuell oder pansexuell das Ziel der Anziehung benennen, fokussiert sich Abrosexualität auf deren Wandel.

Healthline erklärt:

„Eine abrosexuelle Person kann sich zeitweise als schwul oder lesbisch identifizieren, später zu Menschen aller Geschlechter hingezogen fühlen und in anderen Phasen kaum sexuelle Anziehung verspüren.“

Wie sich Abrosexualität zeigen kann

Es gibt kein einheitliches Muster. Abrosexualität kann sehr unterschiedlich erlebt werden, zum Beispiel:

  • Kurzfristige Veränderungen: Anziehung kann sich innerhalb von Tagen oder Wochen verschieben.

  • Langsame Übergänge: Über Monate hinweg verändert sich, zu welchen Geschlechtern man sich hingezogen fühlt.

  • Phasen geringer Anziehung: Zeitweise kann sexuelle Anziehung fast vollständig fehlen.

  • Langfristige Entwicklung: Menschen entdecken neue Facetten ihrer Sexualität erst später im Leben.

All diese Varianten sind gültig. Keine ist „richtiger“ als eine andere.

Warum Sprache so wichtig ist

Flint betont, dass sie oft aufgefordert werde, sich „festzulegen“, um andere nicht zu irritieren. Doch genau das verkennt den Kern von Abrosexualität.

„Eine Identität ist nicht weniger real, nur weil sie anderen unbekannt ist“, schreibt sie.

Begriffe wie Abrosexualität geben Menschen die Möglichkeit, ihre Erfahrungen einzuordnen – nicht um sich abzugrenzen, sondern um sich selbst besser zu verstehen.

Fazit

Abrosexualität zeigt, dass Anziehung nicht statisch sein muss. Sie erinnert daran, dass persönliche Entwicklung und Selbstverständnis Zeit brauchen dürfen – und dass Vielfalt auch bedeutet, Veränderungen Raum zu geben.

Flints Geschichte steht stellvertretend für viele Menschen, die sich lange „falsch“ fühlten, weil ihnen die passenden Worte fehlten. Sichtbarkeit und Sprache können helfen, dieses Gefühl aufzulösen.

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