Der lächelnde junge Mann auf diesem Foto wuchs zu einem der bösartigsten Männer Amerikas heran.

Serienmörder sind immer beunruhigend – aber nur wenige Geschichten sind so erschütternd wie diese.
Der junge Mann auf diesem Foto sieht völlig unschuldig aus.
Niemand hätte ahnen können, dass er eines Tages eine ganze Gemeinde jahrzehntelang terrorisieren würde, während er gleichzeitig ein ruhiges, scheinbar perfektes Vorstadtleben führte.
Ein scheinbar normaler Anfang
Er wurde Mitte der 1940er-Jahre in einer kleinen Stadt im Mittleren Westen geboren und war der älteste von vier Brüdern. Seine Eltern waren fleißig und streng, aber nicht lieblos – die Art von Familie, die man in jeder durchschnittlichen amerikanischen Nachbarschaft finden konnte.
Er war Pfadfinder, ging jeden Sonntag in die Kirche und half seinem Vater bei den Hausarbeiten.
Doch schon in seiner Kindheit gab es Anzeichen dafür, dass etwas grundlegend nicht stimmte. Beide Elternteile arbeiteten lange und kümmerten sich zu Hause kaum um ihre Kinder.

Der Mann gab später zu, dass er bereits im Alter von zehn Jahren verstörende Gedanken hatte, gewalttätige Fantasien darüber, Menschen zu fesseln und ihnen beim Kämpfen zuzusehen.
Er verbarg diese Gedanken gut. Äußerlich wirkte er höflich, schüchtern und wohlerzogen. Innerlich wuchs etwas Dunkles heran.
Ein ruhiges Leben, ein verborgenes Monster
In der High School beschrieben ihn seine Klassenkameraden als völlig humorlos und sagten, er habe sich immer „im Hintergrund gehalten“. Den größten Teil seiner Freizeit außerhalb der Schule verbrachte er damit, in einem nahegelegenen Supermarkt Lebensmittel einzupacken und Regale einzuräumen, wobei er jeden Dollar sparte, um sich ein Auto zu kaufen.
Nach seinem Studienabschluss trat er im Juni 1966 der US-Luftwaffe bei.
Er absolvierte eine Grund- und Fachausbildung in Texas, bevor er zur Brookley Air Force Base in Mobile, Alabama, versetzt wurde, wo er als Antenneninstallateur und Wartungsspezialist tätig war.
Er leistete mehrere Jahre ehrenvollen Dienst und geriet nie in Schwierigkeiten.

Nach seiner Heimkehr heiratete er, bekam Kinder und führte ein Leben, das völlig normal aussah.
Er arbeitete bei einer Firma für Haussicherheit und installierte Alarmanlagen für Familien, die Einbrüche fürchteten. Außerdem arbeitete er in einem IGA-Supermarkt, wo ihn seine Kollegen „Blue Book Man“ nannten, weil er penibel auf die Einhaltung der Regeln achtete und andere oft rügte, selbst wenn sie sich während der Arbeitszeit unterhielten.
Außerhalb seiner Arbeit war er ein regelmäßiger Kirchgänger und sogar Vorsitzender des Kirchenvorstands. Für seine Nachbarn war er ein Musterbeispiel an Verantwortungsbewusstsein. Seine Kollegen schätzten ihn als ruhig und pünktlich.
Niemand ahnte etwas.
Die Morde beginnen
Anfang der 1970er Jahre änderte sich alles.
An einem Wintermorgen wurde die Familie Otero, die Eltern und ihre beiden kleinen Kinder, tot in ihrem bescheidenen Vorstadthaus aufgefunden. Sie waren erdrosselt worden. Es gab keine Einbruchsspuren. Der Täter hatte sich Zeit gelassen.

Die Polizei war ratlos. Es gab kein klares Motiv, keine Fingerabdrücke, keine Spuren.
Ein paar Monate später erreichte eine Lokalzeitung einen Brief. Darin befand sich ein maschinengeschriebenes Geständnis voller grausamer Details, die nur der Mörder kennen konnte.
Ganz unten unterzeichnete er es mit drei erschreckenden Buchstaben:
„BTK.“ Fesselt sie. Foltert sie. Tötet sie.
Eine Stadt, die in Angst lebt
In den folgenden 17 Jahren schlug er immer wieder zu.
Er brach mitten in der Nacht in Häuser ein. Er verfolgte Frauen, studierte ihre Gewohnheiten und wartete, bis sie allein waren.
Jeder Tatort war ein Albtraum; sorgfältig inszeniert, methodisch und kalt.
Manchmal nahm er kleine Trophäen von seinen Opfern mit. Andere Male hinterließ er Nachrichten, in denen er Polizei und Reporter verhöhnte.
Jahrzehntelang verschwand er und tauchte nach Belieben wieder auf.
Die Gemeinden in Wichita und Park City, Kansas, wo die meisten Morde stattfanden, lebten in ständiger Angst.
Die Leute tauschten ihre Schlösser aus, installierten Alarmanlagen und überprüften ihre Fenster doppelt. Eltern ermahnten ihre Töchter, nicht lange draußen zu bleiben. Niemand wusste, wer der Mörder war oder wie er aussah. Es hätte jeder sein können.
Das Verschwinden
Dann, im Jahr 1991, hörte er damit auf.
Keine Briefe mehr. Keine Opfer mehr.
Die Spur verlor sich. Die Ermittler gingen in den Ruhestand. Die Bewohner versuchten, ihr Leben weiterzuleben. BTK wurde zu einer Geistergeschichte, ein Name, der nur noch von jenen geflüstert wurde, die sich noch an jene dunklen Jahre erinnerten.
Manche glaubten, der Mörder sei einfach gestorben. Doch in Wirklichkeit war es die Geburt seiner Tochter, die ihn so sehr in Anspruch nahm, dass er keine Zeit zum Töten hatte.
Sein Ego, das ihn verriet
Mehr als ein Jahrzehnt später, im Jahr 2004, tauchte BTK plötzlich wieder auf.
Er begann, Pakete an lokale Fernsehsender und Zeitungen zu schicken, Notizen, Zeichnungen, sogar Puppen, die seinen Opfern nachempfunden waren.
Er prahlte mit seinen Verbrechen und verhöhnte die Ermittler, die ihn nie gefasst hatten.
Dann unterlief ihm in einer verhängnisvollen Nachricht ein Fehler.
Er fragte die Polizei, ob sie eine Diskette, die er verschicken wollte, zurückverfolgen könnten und ob sie ihm versichern könnten, dass dies nicht möglich sei. Die Kriminalbeamten antworteten öffentlich, dass die Diskette sicher sei.
BTK hat die Diskette gesendet.
Bei der Untersuchung der Daten durch die Ermittler ergaben sich Hinweise auf einen örtlichen Kirchencomputer – und auf einen Mann, der als Präsident des Kirchenvorstands fungierte.
Die schockierende Verhaftung
Im Februar 2005 umstellte die Polizei das Fahrzeug des Verdächtigen während einer seiner Mittagspausen. Als die Beamten sich näherten, leistete er keinen Widerstand. Er wirkte ruhig, fast erleichtert.
Schon bei den ersten Verhören wurde ihm klar, dass es vorbei war. Die Polizei hatte erdrückende Beweise, die ihn mit BTK in Verbindung brachten. Er gestand fast sofort.
Sein Name war Dennis Rader: Ehemann, Vater, Gemeindeleiter und städtischer Angestellter.
Über 30 Jahre lang lebte er unter genau den Menschen, die er terrorisierte.
Die Wahrheit kommt ans Licht
Während seines Geständnisses beschrieb Rader jeden seiner zehn Morde in erschreckenden, detaillierten Einzelheiten.
Er schilderte, wie er seine Opfer ausspionierte, in ihre Häuser einbrach und sie mit Seilen oder Klebeband fesselte. Er sprach über seine Fantasien, seinen sogenannten „Faktor X“ und wie dieser ihn seiner Meinung nach zum Töten trieb. Er beschrieb ihn als ein übernatürliches Element, das auch Jack the Ripper, den Sohn von Sam und den Hillside Strangler motivierte.

Vor Gericht zeigte er keinerlei Gefühlsregung und beschrieb die Morde ruhig und sachlich – die er auf erschreckende Weise als seine „Projekte“ bezeichnete.
Bei Raders Urteilsverkündung gaben die Familien der Opfer Erklärungen ab, woraufhin Rader sich in einem wirren, 30-minütigen Monolog entschuldigte.
Gerechtigkeit und Vermächtnis
Er wurde zu zehn aufeinanderfolgenden lebenslangen Freiheitsstrafen verurteilt, eine für jedes Opfer. Er verbüßt seine Haftstrafe in Kansas, wo er den Rest seines Lebens verbringen wird.
Er schreibt immer noch Briefe aus dem Gefängnis, manchmal an Kriminologiestudenten, die seinen Fall untersuchen – eine eindringliche Erinnerung daran, dass er sich auch Jahrzehnte später noch nach Aufmerksamkeit sehnt.
Ein Großteil der Berichterstattung konzentrierte sich auf Dennis Raders scheinbar perfektes Familienleben – und auf den unvorstellbaren Schock, den seine Frau und seine Kinder erlebten, als sie die Wahrheit erfuhren: dass ihr Ehemann und Vater einer der berüchtigtsten Serienmörder in der amerikanischen Geschichte war.
Zunächst wollte die Familie es nicht glauben. Als Rader verhaftet wurde, waren sie verständlicherweise völlig schockiert. In den folgenden Monaten versuchten sie, sich aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, als die grauenhaften Details seiner Verbrechen ans Licht kamen.
Raders Tochter in neuer Dokumentation
Eine neue Netflix-Dokumentation beleuchtet, wie Raders Tochter Kerri Rawson das Unvorstellbare verarbeitet hat. Zum Zeitpunkt der Verhaftung ihres Vaters im Jahr 2005 war Kerri frisch verheiratet und erwartete ihr erstes Kind; sie lebte ein, wie sie dachte, ganz normales Vorstadtleben.
Die Enthüllung, dass ihr Vater für eine Reihe brutaler Morde verantwortlich war, zerstörte diese Illusion und zwang sie, sich mit dem Trauma seiner Verbrechen auseinanderzusetzen und ihre eigenen Kindheitserinnerungen neu zu betrachten. Dieser Reflexionsprozess ließ sie hinterfragen, was real war und was nicht, was die Heilung zusätzlich erschwerte.
„Du warst die meiste Zeit ein guter Vater und hast uns gut erzogen, und wir wissen nicht, was wir glauben sollen – wer du für uns warst oder wer du für andere warst“, schrieb Rawson ihrem Vater in einem Brief vom 8. August 2007.

Seitdem hat Kerri einen langen Weg der Genesung und des Verstehens beschritten und sich mit dem dunklen Erbe ihres Vaters auseinandergesetzt. Wie in der Dokumentation zu sehen ist, gehört es zu diesem Weg auch, Ermittlern bei der Suche nach Verbindungen zwischen ungelösten Fällen und Rader zu helfen – ein schmerzhaftes Unterfangen, das sie persönlich viel kostet, da es alte Wunden aufreißt und ihr Identitätsgefühl infrage stellt.
In der Dokumentation erinnert sich Kerri an einen Besuch bei ihrem Vater im Gefängnis, bei dem es zu einer angespannten Auseinandersetzung über seine mögliche Beteiligung an anderen Verbrechen kam.
Der Wortwechsel wurde hitzig, und am Ende des Films reflektiert Kerri darüber, wie kompliziert und veränderlich ihre Beziehung zu ihrem Vater bleibt.
Wenn man sich das Foto des höflichen, lächelnden jungen Mannes heute ansieht, ist es fast unmöglich, dieses unschuldige Gesicht mit dem Monster in Einklang zu bringen, zu dem er wurde.
Er war kein Fremder in der Dunkelheit – er war der Nachbar von nebenan.




