Im August 2016 sah ich im Internet eine Anzeige, in der Negative des sowjetischen Kriegsfotografen Waleri Faminski zum Verkauf standen. Faminski hatte während des Großen Vaterländischen Krieges 1944 auf der Krim und 1945 in Deutschland fotografiert. Ich hatte den Namen dieses Fotografen noch nie zuvor gehört. Ich rief den Verkäufer an und saß am nächsten Tag bereits da und sah mir die Materialien persönlich an. Als Erstes fiel mir die Aufbewahrung des Archivs auf. Es war eine klassische sowjetische Archivierungsmethode. Jedes Negativ wurde einzeln ausgeschnitten und sorgfältig in ein Stück Papier mit einer kurzen, aber deutlichen Aufschrift eingewickelt. Jedem Negativ waren kleine schwarz-weiße Testabzüge beigefügt. In der Schachtel befand sich außerdem eine gedruckte, handsignierte Autobiografie von Waleri Faminski, in der er kurz sein Leben beschrieb.
Valery Faminsky, geboren 1914 in Moskau, arbeitete vor dem Krieg im Awiachim-Werk, wo er ein eigenes Fotolabor betrieb. Obwohl er sehen konnte und eine sogenannte „weiße Eintrittskarte“ besaß, die ihn vom Militärdienst befreite, bemühte sich Faminsky seit Kriegsbeginn aktiv darum, an die Front zu gehen. Ihm wurde jedoch gesagt, dass ein „blinder Fotograf nicht benötigt werde“. Erst 1943 wurde Faminsky dank seines Stiefvaters, des Künstlers Kotow, Fotokorrespondent des Militärmedizinischen Museums der Roten Armee. Er wurde zusammen mit Künstlern in den Krieg geschickt, um die medizinische Versorgung verwundeter Rotarmisten an der Front zu dokumentieren. Faminsky dokumentierte den Krieg an sieben Fronten, darunter die Einnahme Berlins. Für seine Beiträge wurde er mit dem Orden des Roten Sterns und dem Orden des Vaterländischen Krieges II. Grades ausgezeichnet. Obwohl Faminsky zu Lebzeiten nur eine Ausstellung hatte, geriet er zu Unrecht in Vergessenheit.
Als ich begann, mir diese unbekannten Frontnegative anzusehen, wurde mir klar, dass ich diese Fotos noch nie zuvor gesehen hatte, weder in Büchern noch in Museumsausstellungen. Auf den Fotos war deutlich zu erkennen, dass Valery Faminsky sich aufrichtig für das Schicksal der Menschen auf beiden Seiten der Barrikaden interessierte.
Nach den zahlreichen Veröffentlichungen dieses Archivs erhielt ich im Januar 2017 einen Anruf von einer Frau, die sich als Enkelin des Fotografen herausstellte. Sie wusste nicht einmal, dass das Archiv ihres Großvaters bis heute erhalten geblieben war. Die Enkelin des Fotografen erzählte mir viele Details über ihren Großvater, mit dem sie sehr eng verbunden waren.
Heute ist der Name Valery Faminsky fest in die Geschichte der Fotografie des Zweiten Weltkriegs eingegangen und seine Bilder werden zusammen mit denen der größten Fotografen dieser Zeit gezeigt.

Die Schwarzmeerküste in der Kosakenbucht bei Sewastopol mit toten und verwundeten Deutschen und Rumänen. Mai 1944
Die Schwarzmeerküste in der Kosakenbucht bei Sewastopol mit toten und verwundeten Deutschen und Rumänen. Mai 1944
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Eingang zum deutschen unterirdischen Krankenhaus auf dem Flugplatz Chersones (mit den Verwundeten niedergebrannt). 12. Mai 1944
Eingang zum deutschen unterirdischen Krankenhaus auf dem Flugplatz Chersones (mit den Verwundeten niedergebrannt). 12. Mai 1944
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Von den Deutschen während des Rückzugs im Bereich der 35. Batterie erschossene Pferde. Mai 1944
Von den Deutschen während des Rückzugs im Bereich der 35. Batterie erschossene Pferde. Mai 1944
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Das Gebiet der 35. Batterie. Die Deutschen wurden ans Meer gedrängt, warfen ihre Ausrüstung über die Felsen und versuchten schwimmend zu entkommen. Mai 1944
Das Gebiet der 35. Batterie. Die Deutschen wurden ans Meer gedrängt, warfen ihre Ausrüstung über die Felsen und versuchten schwimmend zu entkommen. Mai 1944
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Geschütze der 35. Batterie, die 1942 bei der Evakuierung Sewastopols von sowjetischen Truppen gesprengt wurden. 1. Mai
Geschütze der 35. Batterie, die 1942 bei der Evakuierung Sewastopols von sowjetischen Truppen gesprengt wurden. 1. Mai
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Die 35. Batterie wurde 1942 bei der Evakuierung Sewastopols von sowjetischen Truppen zerstört. Mai 1944
Die 35. Batterie wurde 1942 bei der Evakuierung Sewastopols von sowjetischen Truppen zerstört. Mai 1944
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Eine kaputte sowjetische 76-mm-Divisionskanone USV auf einer Milchfarm bei Sewastopol. Die Waffe wurde höchstwahrscheinlich von den Deutschen als Trophäe verwendet.
Eine kaputte sowjetische 76-mm-Divisionskanone USV auf einer Milchfarm bei Sewastopol. Die Waffe wurde höchstwahrscheinlich von den Deutschen als Trophäe verwendet.
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Deutsche Leichen im Bereich der 35. Batterie bei Sewastopol. Mai 1944
Deutsche Leichen im Bereich der 35. Batterie bei Sewastopol. Mai 1944
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Ein deutscher Friedhof am Ufer der Kosakenbucht bei Sewastopol. Mai 1944
Ein deutscher Friedhof am Ufer der Kosakenbucht bei Sewastopol. Mai 1944
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Die Schwarzmeerküste in der Nähe des Flugplatzes Chersones. Die Deutschen versuchten, mit diesen Röhren (Ersatzfeldwagen 43) nach Rumänien zu segeln.
Die Schwarzmeerküste in der Nähe des Flugplatzes Chersones. Die Deutschen versuchten, mit diesen Röhren (Ersatzfeldwagen 43) nach Rumänien zu segeln.
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Die Leiche eines verbrannten deutschen Piloten auf der Korabelnaja-Seite von Sewastopol. 12. Mai 1944
Die Leiche eines verbrannten deutschen Piloten auf der Korabelnaja-Seite von Sewastopol. 12. Mai 1944
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Eine Kirche in der Nähe des Postamts. Sewastopol. 12. Mai 1944
Eine Kirche in der Nähe des Postamts. Sewastopol. 12. Mai 1944
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