In verschiedenen queeren Online-Communities – besonders auf Plattformen wie Reddit, Tumblr und in LGBTQ+-Wikis – taucht in letzter Zeit ein relativ neuer Begriff auf: „berrisual“. Auch wenn er noch nicht weit verbreitet ist, sorgt er zunehmend für Interesse, weil er versucht, eine sehr spezifische Form von Anziehung zu beschreiben, die viele Menschen bislang nur schwer in Worte fassen konnten.
Was der Begriff beschreibt
Laut frühen Definitionen in Community-Wikis und Einträgen im Urban Dictionary beschreibt berrisual Menschen, die sich überwiegend zu Frauen, zu femininen Geschlechtern oder zu androgynen Personen hingezogen fühlen.
Ein kleiner Anteil ihrer Anziehung kann sich jedoch auch auf Männer oder maskuline Identitäten richten – allerdings eher selten oder in deutlich geringerem Ausmaß.
Damit positioniert sich der Begriff zwischen anderen bekannten Labeln, ohne jedoch ein klassisches binäres Muster zu verfolgen. Er richtet sich an Menschen, die zwar überwiegend eine bestimmte Form von Anziehung empfinden, aber dennoch Raum für gelegentliche Ausnahmen lassen.
Warum manche Menschen ihn nutzen
Viele, die sich als berrisual bezeichnen, berichten online, dass sie mit bestehenden Begriffen in der LGBTQIA+-Sprache nicht vollständig zufrieden waren.
Ein Tumblr-Nutzer schrieb beispielsweise, dass berrisual „wie eine Brücke zwischen mehreren Identitäten“ sei, ohne dass man sich festlegen oder andere Labels überdehnen müsse.
Auf Reddit schrieb eine Person:
„Ich hatte immer das Gefühl, dass mir ein Wort fehlt – jetzt muss ich mich nicht mehr ‚entscheiden‘, denn Berri passt wirklich gut zu mir.“
Der Begriff wird also vor allem als präziser und persönlicher Ausdruck verwendet, nicht als starre Kategorie.
Ein Zeichen für eine breitere Entwicklung
Obwohl berrisual noch eine kleine Nischenbezeichnung ist, zeigt seine Entstehung, wie sich Sprache ständig weiterentwickelt. Gerade in queeren Online-Räumen finden viele Menschen Begriffe, die ihre Erfahrungen genauer einfangen als traditionelle Kategorien.
Diese Entwicklung spiegelt einen größeren Trend wider:
Immer mehr Menschen suchen nach nuancierten, fließenden und individuellen Beschreibungen von Identität und Anziehung. Neue Begriffe entstehen, alte werden angepasst, und die Community passt die Sprache so an, dass sie möglichst viele Lebensrealitäten berücksichtigt.
Fazit
Der Begriff berrisual ist zwar neu, aber er erfüllt für einige Menschen eine wichtige Funktion:
Er bietet eine Möglichkeit, eine komplexe, überwiegend feminine oder androgyne Anziehung zu beschreiben, ohne Ausnahmen ausschließen zu müssen.
Auch wenn das Label nicht für jeden relevant ist, zeigt seine Verbreitung, wie sehr Sprache dabei hilft, sich selbst besser zu verstehen – und wie wertvoll es ist, wenn Identität nicht in engen Schubladen gefangen bleiben muss.




