
Auf den ersten Blick scheint der Beckenboden mit unseren Schlafgewohnheiten wenig zu tun zu haben. Doch wer regelmäßig nachts aufwacht, um auf die Toilette zu gehen, sollte genauer hinschauen – denn dieses Phänomen kann mehr über unseren Körper aussagen, als man denkt.
Als Beckenbodenphysiotherapeutin erkläre ich häufig, dass es kein gutes Zeichen ist, wenn man regelmäßig ein- oder mehrmals pro Nacht zur Toilette muss. Viele Betroffene halten das für normal, doch in den meisten Fällen signalisiert der Körper, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist.
Warum häufiges nächtliches Wasserlassen problematisch ist
Wenn Sie regelmäßig nachts aufstehen müssen, kann das verschiedene Ursachen haben: eine überaktive Blase, Reizungen durch bestimmte Getränke oder auch einfach eine zu geringe Trinkmenge am Tag. Doch ein weiterer, oft übersehener Grund ist, dass der Körper möglicherweise nicht in die entscheidende REM-Schlafphase (Rapid Eye Movement) gelangt.
Die Bedeutung des REM-Schlafs
Während der REM-Phase laufen im Körper viele wichtige Prozesse ab. Sie beeinflusst unsere Stimmung, das Gedächtnis, die Lernfähigkeit und die hormonelle Balance. In dieser Phase wird auch das antidiuretische Hormon (ADH) ausgeschüttet – ein Hormon, das dafür sorgt, dass der Körper nachts weniger Urin produziert. So kann der Schlaf ungestört fortgesetzt werden.
Wenn wir zu früh aufwachen oder nie richtig in diese Schlafphase eintreten, wird weniger ADH ausgeschüttet – und die Blase meldet sich häufiger. Das führt zu einem unterbrochenen Schlaf, der langfristig die Erholung beeinträchtigen kann.
Was Sie tun können
Ein bewusster Umgang mit Trinkgewohnheiten, die Stärkung des Beckenbodens und eine gute Schlafhygiene können helfen, nächtliches Aufwachen zu reduzieren. Dazu gehören:
-
Ausreichend, aber rechtzeitig vor dem Schlafengehen zu trinken
-
Reizende Getränke wie Kaffee, Alkohol oder stark kohlensäurehaltige Drinks am Abend zu vermeiden
-
Regelmäßiges Beckenbodentraining, um die Blasenkontrolle zu verbessern
-
Eine entspannende Abendroutine, um den Körper auf den Schlaf vorzubereiten
Fazit
Der Zusammenhang zwischen Beckenboden und Schlaf mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch er zeigt, wie eng verschiedene Körpersysteme miteinander verknüpft sind. Wer nachts häufig aufwacht, sollte nicht nur an die Blase denken, sondern auch an die Schlafqualität – und daran, wie wichtig der REM-Schlaf für unser körperliches und emotionales Gleichgewicht ist.


