Zwei abgemagerte Männer stehen nackt unter freiem Himmel, während ein alliierter Soldat sie mit einem Desinfektionsmittel besprüht. Es ist kein Akt der Gewalt, sondern eine Maßnahme der Vorsicht – gegen Seuchen, die sich in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches ungehindert verbreitet hatten: Typhus, Krätze, Tuberkulose. Die beiden Männer sind Überlebende des Lagers Mittelgladblach (möglicherweise ein Schreibfehler bzw. Verwechslung mit einem Außenlager), eines von Hunderten Lagern im nationalsozialistischen System der Unterdrückung, Ausbeutung und Vernichtung.
Die Szene spielt sich in den letzten Wochen des Zweiten Weltkriegs ab, als alliierte Truppen auf deutschem Boden immer häufiger auf die erschütternden Überreste der Lager stießen – und auf die wenigen, noch lebenden Häftlinge. Ihre Körper waren von Krankheit, Hunger und Zwangsarbeit gezeichnet. Die Befreiung bedeutete zwar das Ende der unmittelbaren Gefahr – doch für viele war es erst der Beginn eines langen Weges zurück ins Leben.
Das Besprühen mit Desinfektionsmittel war Teil eines dringenden humanitären Protokolls: Die Alliierten mussten nicht nur medizinisch helfen, sondern auch Epidemien verhindern. Es war ein stiller, oft demütigender Moment für die Betroffenen – doch zugleich ein erster Akt der Fürsorge nach Monaten oder Jahren der Entmenschlichung.
Die beiden Männer in dieser Szene stehen symbolisch für Millionen: für Juden, politische Gefangene, Sinti und Roma, Homosexuelle, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter – all jene, die das NS-Regime entrechtet, gequält und ermordet hatte. Sie stehen auch für das nackte, verletzliche Überleben nach dem System der industriellen Vernichtung.
Dieses Bild ist kein Bild des Triumphes. Es ist ein stilles Zeugnis einer Wirklichkeit, die jenseits aller Vorstellungskraft lag – und die dennoch dokumentiert wurde, damit sie nie wieder vergessen wird