
Am 7. Mai 1945, nur einen Tag vor dem offiziellen Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, wurden in Passau (Niederbayern) deutsche Wehrmachtssoldaten von Einheiten der 3. US-Armee gefangen genommen. In einem nahegelegenen amerikanischen Gefangenenlager fand in diesen Tagen eine besondere Maßnahme statt: Angehörige der Waffen-SS, genauer gesagt der berüchtigten Kampfgruppe Peiper, wurden in einer Reihe aufgestellt, um von Wehrmachtssoldaten identifiziert zu werden.
Die Männer der Kampfgruppe Peiper standen unter schwerem Verdacht, an einem der grausamsten Kriegsverbrechen an amerikanischen Soldaten beteiligt gewesen zu sein – dem sogenannten Massaker von Malmedy. Während der Ardennenoffensive im Dezember 1944 sollen sie in der Nähe von Malmedy (Belgien) 84 gefangene US-Soldaten kaltblütig erschossen haben.
Die Szenen im Lager Passau spiegeln die angespannte Nachkriegsstimmung wider: Auf der einen Seite die Dringlichkeit, Schuldige für Kriegsverbrechen zu identifizieren – auf der anderen Seite die komplexe Realität eines zusammengebrochenen Regimes, in dem Täter, Mitläufer und Opfer nicht immer sofort voneinander zu unterscheiden waren.