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Ernst Heinkel und seine Obsession mit Hochgeschwindigkeitsflugzeugen

Am 24. Januar 1888 wurde der deutsche Flugzeugkonstrukteur und -hersteller  Ernst Heinkel  geboren. Heinkels Unternehmen Heinkel Flugzeugwerke produzierte die Heinkel He 178, das erste Turbojet- und Düsenflugzeug der Welt, und die Heinkel He 176, das erste Raketenflugzeug.

Ernst Heinkel – Frühe Jahre

Ernst Heinkel wurde in Grunbach, heute ein Ortsteil von Remshalden, geboren. Als junger Mann machte er eine Lehre als Maschinenschlosser in einer Gießerei. Im Herbstsemester 1907 begann Ernst Heinkel sein Studium an der Technischen Hochschule Stuttgart im Fachbereich Maschinenbau. Als Student erlebte er den Unfall des Zeppelins LZ 4 am 5. August 1908 in Echterdingen bei Stuttgart und ihm wurde klar, dass die Zukunft der Luftfahrt in Flugzeugen lag. Nach dem Unfall beschäftigte er sich mit dem Flugzeugbau, der nach und nach in Deutschland begann. 1909 besuchte er die erste internationale Flugschau in Deutschland in Frankfurt am Main. Um 1910 baute Heinkel sein erstes Flugzeug, inspiriert von den Flugzeugen von Henri Farman. Ein Jahr später stürzte sein Flugzeug jedoch ab und Ernst Heinkel wurde schwer verletzt. Trotz des Unfalls wusste Heinkel nun, dass er Flugzeuge bauen wollte. Trotzdem war er bei der Luft-Verkehrs-Gesellschaft und später bei Albatros beschäftigt. Ernst Heinkel entwarf die Albatros B-II, ein Aufklärungsflugzeug, das in der Anfangsphase des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurde. Während des Krieges wurden Heinkels Flugzeuge von der österreichisch-ungarischen Armee und der deutschen Kaiserlichen Marine eingesetzt. Ab 1914 war Heinkel bei Hansa-Brandenburg beschäftigt, wo er Land- und Wasserflugzeuge entwarf.

Ernst Heinkel (1888-1958)

Nachkriegsschwierigkeiten

1922 gründete Ernst Heinkel in Warnemünde die Firma Heinkel-Flugzeugwerke. Aufgrund der Beschränkungen, die der Versailler Vertrag dem deutschen Flugzeugbau auferlegte, suchte Heinkel jedoch im Ausland nach Aufträgen. Einige Wasserflugzeugentwürfe wurden in Schweden in Lizenz gebaut und an katapultstartfähigen Wasserflugzeugen für die Kaiserlich Japanische Marine gearbeitet. Heinkels Beziehungen zu Japan galten als besonders eng, da die japanische Regierung Heinkel offenbar dabei half, seinen Verstoß gegen den Versailler Vertrag zu vertuschen, der den Bau von Militärflugzeugen in Deutschland verbot.

Das schnellste Passagierflugzeug seiner Zeit

Die Heinkel He 70, ein einmotoriges Verkehrsflugzeug, das im Auftrag der Deutschen Lufthansa entwickelt wurde, war das mit Abstand schnellste Passagierflugzeug seiner Zeit. Die He 70 entstand aus der Forderung von Lufthansa und Swissair nach einem schnelleren Flugzeug, um auf Kurzstreckenflügen mit der US-amerikanischen Lockheed Vega konkurrieren zu können. In vielerlei Hinsicht stellte das Flugzeug einen Meilenstein der Luftfahrtgeschichte dar. Seine aerodynamische Linie war seiner Zeit weit voraus. Es war auch das weltweit erste europäische Flugzeug bzw. Verkehrsflugzeug mit Einziehfahrwerk. 1932 erreichte das Flugzeug bereits eine Geschwindigkeit von über 370 km/h, mit stärkeren britischen Rolls-Royce-Triebwerken dann über 400 km/h. Das Flugzeug war auch das schnellste Passagierflugzeug seiner Zeit. Aufgrund seiner Pionierleistungen auf dem Gebiet der aerodynamischen Verbesserungen der Flugzeugzelle wurde Ernst Heinkel 1925 von der Technischen Universität Stuttgart und 1932 von der Universität Rostock die Ehrendoktorwürde verliehen.

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Unter der nationalsozialistischen Regierung

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland im Jahr 1933 wurde Heinkel Mitglied der NSDAP. Im selben Jahr begann die vorerst geheim gehaltene neue deutsche Luftwaffe damit, Flugzeugfabriken mit der Entwicklung und Herstellung von Kampfflugzeugen zu beauftragen. Besondere Aufmerksamkeit erregte die He 111, ein ursprünglich als Verkehrsflugzeug geplanter zweimotoriger Bomber, bei der Luftwaffenführung. In Oranienburg (Heinkel-Werke Oranienburg) bei Berlin entstand zwischen 1936 und 1937 eigens zur Produktion der He 111 eine große Fabrik, die bei Staatsbesuchen als Vorzeigefabrik und Symbol deutscher Industrieleistung präsentiert wurde. In dieser Zeit baute die Firma Heinkel die Heinkel He 59, die Heinkel He 115 und die Heinkel He 111 und Heinkel wurde für sein Engagement in der Wiederaufrüstung zum Führer der Rüstungsindustrie gekürt.

Raketenantriebe und Turbojet-Triebwerke

Ernst Heinkel war besessen von der Idee, Hochgeschwindigkeitsflugzeuge zu entwickeln. Da er sich für die Erforschung alternativer Antriebsformen für Flugzeuge begeisterte, schenkte er Wernher von Braun, der damals Raketenantriebe für Flugzeuge erforschte, Flugzeuge. 1938 wurde die He 176 getestet, das erste Raketenflugzeug der Welt, das mit flüssigem Treibstoff angetrieben wurde. Er förderte auch die Forschung von Hans von Ohain zu Turbojet-Triebwerken, die zum Flug der Heinkel He 178 führte, dem ersten Flugzeug, das ausschließlich mit Turbojet-Antrieb flog, und zwar von Erich Warsitz im Jahr 1939.

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Verstaatlichung des Heinkel-Konzerns

Zwar wird Heinkel nachgesagt, das Regime Adolf Hitlers und dessen Politik, die die Beschäftigung jüdischer Arbeiter verbot, kritisiert zu haben. Heinkel war jedoch Mitglied der NSDAP und setzte ab 1941 jüdische Zwangsarbeiter ein. Ernst Heinkel war der Typ des einsamen Erfinderunternehmers und verfolgte eine Unternehmensstrategie der Akquisition neuer Werke und Geschäftsfelder. Mit der von ihm an den Tag gelegten Geschwindigkeit seiner Forschungen zog er sich jedoch die Kritik führender Vertreter der Rüstungsindustrie zu und musste sich schließlich einer von den Rüstungsbehörden verordneten Finanzkonsolidierung unterwerfen, die 1943 in der Gründung der „Ernst Heinkel AG“ (EHAG) ihren Niederschlag fand. Mit dem Aufbau der AG wurde Heinkels direkter Einfluss auf seine Unternehmen mit einer Belegschaft von rund 50.000 Menschen, hauptsächlich Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen, vorerst unterbunden. Obwohl er zwei Drittel des Firmenkapitals behielt, musste er sich mit der Position des Aufsichtsratsvorsitzenden begnügen.

Spätere Jahre und Nachkriegsbemühungen

Heinkel zog nach Wien und eröffnete ein neues Konstruktionsbüro und eine Firmenzentrale im Wiener Vorort Schwechat, wo er neue Produktionsanlagen errichtete. Eines der späteren Projekte, an denen Ernst Heinkel arbeitete, war der schwere Bomber Heinkel He 177A. Ein großer Teil der Heinkel-Werke wurde 1945 zerstört oder enteignet und demontiert. Ernst Heinkel wurde 1948 verhaftet und zunächst als „Mitläufer“ des Nazi-Regimes eingestuft, doch nach dem Berufungsverfahren wurde er von den Alliierten noch vor Kriegsende aufgrund seiner Nähe zum Canaris-Widerstandskreis als „Entsatzkämpfer“ eingestuft.

Nach dem Krieg verdiente Heinkel seinen Lebensunterhalt mit privaten Transportmitteln. 1950 begann in den Stuttgarter Heinkel-Werken ein Neuanfang mit der Produktion von Motoren, unter anderem für Veritas. Ab 1953 wurden Motorroller gebaut. Diese „Heinkel Tourist“ genannten Roller mit Viertaktmotor und öllaufendem Kettenantrieb wurden schnell für ihre Robustheit berühmt. Außerdem stellte er das Bubble Car und das Moped Perle vor.

Ernst Heinkel starb 1958 im Alter von 70 Jahren in Stuttgart.

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