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1945 – Der Gang durch das Isartor: Wehrmachtssoldaten in Gefangenschaft

Zweiter Weltkrieg: Europa 1945
Kriegsgefangene der deutschen Wehrmacht gehen am 3. Mai 1945 in München, Bayern, Deutschland, durch das von Granaten und Bomben beschädigte Isartortor am Isartorplatz in München in die Gefangenschaft. Das Tor wird von Soldaten der 7. US-Armee bewacht. (Foto: Horace Abrahams/Keystone/Hulton Archive/Getty Images).

Am Morgen des 3. Mai 1945, nur fünf Tage vor der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches, marschieren deutsche Wehrmachtssoldaten durch das kriegszerstörte Isartor in München, Bayern – ein Gang, der den Übergang von Kampf zur Kapitulation markiert. Ihre Uniformen sind staubig, ihre Schritte schwer. Es sind Männer, die gekämpft haben, geflohen sind oder schlichtweg aufgegeben haben – nun stehen sie unter der Bewachung der 7. US-Armee.

Das Isartor, ein mittelalterliches Stadttor aus dem 14. Jahrhundert, trägt sichtbare Wunden: Granatsplitter, Bombenschäden, eingerissene Mauern. Was einst als Symbol der Stadtverteidigung diente, wird nun zur stillen Kulisse einer Niederlage. Durch dieses Tor ziehen nun keine Ritter oder Bürgerwehren mehr, sondern Kriegsgefangene, deren Welt unter Trümmern liegt – buchstäblich und moralisch.

München, die sogenannte „Hauptstadt der Bewegung“, Geburtsstätte der nationalsozialistischen Ideologie, liegt in diesen Tagen in Trümmern. Wochenlange Luftangriffe hatten die Stadt schwer verwüstet, tausende Zivilisten waren ums Leben gekommen, die Infrastruktur zusammengebrochen. Mit dem Einmarsch der Alliierten und der kampflosen Übergabe der Stadt begann für München eine neue Realität – eine unter fremder Besatzung, aber auch eine mit Aussicht auf Frieden.

Die US-Soldaten am Tor beobachten schweigend die vorbeiziehenden Kolonnen deutscher Soldaten. Keine Drohgebärden, keine Gewalt – die Kapitulation ist längst unausweichlich. Die Amerikaner wissen: Diese Männer sind nicht mehr der Feind, sondern Teil eines zusammengebrochenen Apparates, viele von ihnen ebenso Opfer wie Täter in einem Krieg, der über ganz Europa Tod und Leid gebracht hat.

Der Marsch durch das Isartor ist mehr als nur eine Ortsbeschreibung. Er ist ein Symbol. Ein Übergang. Die Wehrmachtssoldaten passieren ein Tor, das seit Jahrhunderten Kriege gesehen hat – doch diesmal ist es nicht der Auftakt zur Schlacht, sondern ihr Ende. Dahinter beginnt die Gefangenschaft – und vielleicht, für einige, ein stiller Anfang der Aufarbeitung.

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